Film
Hans Helfritz drehte bei seinen Reisen Dokumentarfilme für die Ufa-Kulturfilmabteilung, von denen sechs erhalten sind.
Helfritz interessierte sich für fremde Kulturen, was in seinen Filmen deutlich wird. Mit Sympathie und Wärme, ohne distanzierenden Blick, zeigt er die Einheimischen. Die Kamera steht mitten im Geschehen, was den Betrachter unmittelbar in das Treiben hineinzieht. Bei Tanzszenen erzielte er damit eine besondere Dramatik und Lebendigkeit. In allen seinen Filmen zeigte sich auch das starke kulturelle Interesse von Hans Helfritz an Musik und Tanz anderer Länder.
„Das Filmen im allgemeinen hat mich ganz besonders gereizt, obwohl ich ja überhaupt nicht zur Darstellungskunst begabt war. Ich konnte nicht gut zeichnen, ich konnte auch nicht malen, aber ich hatte stets großes Interesse an der Herstellung eines schönen Bildausschnitts, und das versuchte ich bei der Photographie. Beim Film kam noch die Bewegung hinzu. Gerade die Bewegung, sowohl die der Kamera als auch die des Objektes, das Arrangieren der Aufnahmen sowie das Schneiden, all das hatte für mich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Komponieren von Musik, bei dem es ja auch um das Zusammensetzen von Stimmen, Akkorden und Harmonien geht, nur auf einer anderen Ebene.“
Mexiko 1937/38
Als er sich 1937/38 zweimal in Mittelamerika und den Vereinigten Staaten aufhielt, um Vorträge zu halten und für die Ufa zu drehen, gelangen ihm in Mexiko die allerersten Filmaufnahmen der Voladores-Tänze (Steinschlangen und Vogelmenschen), einem Tanz, der zur Zeit der spanischen Eroberung verboten war, sich im Geheimen aber erhalten hatte und außerhalb Mexikos vollkommen unbekannt war.
Der Krieg beendete seine Tätigkeit für die Ufa. Im Exil in Chile entstanden nun Werbefilme und dokumentarische Aufnahmen seiner Expeditionen. Hans Helfritz drehte umfangreiches Material zu geplanten Dokumentarfilmen, darunter einen über den Avocadoanbau in Chile, Mexiko, Guatemala und Kalifornien. Das Projekt wurde aber nie realisiert.
Fotografie
Seit Beginn seiner Reisetätigkeit in den 1920er Jahren bis zu seinem Tod 1995 war der Fotoapparat der ständige Begleiter von Hans Helfritz. Von 1930 an unternahm er spektakuläre Fernreisen, die ihn international bekannt werden ließen. Vor allem von seinen Reisen in den Vorderen Orient und durch Süd-Arabien brachte er eindrucksvolle Fotos zurück. Er besuchte in den 1930-Jahren auf der Suche nach dem biblischen Königreich Saba als erster Europäer die Ruinenstadt Shabwa im Jemen, durchquerte nach dem Zweiten Weltkrieg den südamerikanischen Kontinent, Asien und ein halbes Jahr lang Westafrika. Während seines Exils in Chile verpflichtete man ihn, als Fotograf an Expeditionen teilzunehmen, darunter eine in die Antarktis und nach Feuerland.
Er gewann das Vertrauen der Menschen, die er fotografierte und erreichte dadurch eine Unmittelbarkeit, die auch bei seiner Kameraführung im Film zu beobachten war. Nach dem Krieg fotografierte er weiter für seine eigenen Publikationen und Vorträge. Über 25.000 Fotos entstanden allein in Südamerika.
Das Hans-Helfritz-Fotoarchiv
Unmittelbar nach dem Tod von Hans Helfritz kam 1996 durch Vermittlung von Bodo von Dewitz, seinerzeit Leiter des Agfa Fotohistorama im Museum Ludwig, der gesamte fotografische Nachlass ins Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) nach Köln.
In einem groß angelegten Konservierungsprojekt wurde 2017 der gesamte Bestand von Hans Helfritz von einem 25-köpfigen Team unter der Leitung von Fotorestaurator Klaus Pollmeier und Fotokuratorin des RJM Lucia Halder gereinigt, digitalisiert und archivgerecht verpackt. Das Archiv umfasst rund 80.000 Einzelbilder in unterschiedlichen Formaten und ist damit der größte Bestand im Historischen Fotoarchiv des RJM.
Die Fotos von Hans Helfritz zeigen ferne Kulturen, Menschen, Landschaften und Sehenswürdigkeiten noch vor Beginn des Massentourismus. Unsere Fotogalerie präsentiert eine Auswahl davon (mit freundlicher Genehmigung des Rautenstrauch-Joest-Museums).